Best Practice Award: Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen (2023)

Der Best Practice Award „Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen“ des Kompetenzzentrums Klima und Gesundheit an der Gesundheit Österreich GmbH und des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zeichnet Gesundheitseinrichtungen aus, die innovative Klimaschutzprojekte im Gesundheitswesen umsetzen und dadurch eine Vorreiterrolle einnehmen. Die Auszeichnung soll besonders aktive und vorbildliche Akteure die ihre Verantwortung als Gesundheitseinrichtung wahrnehmen, vor den Vorhang holen und so auch für andere Akteure Positivbeispiele bereitstellen.

Kategorien

In jeder Kategorie wurden die besten drei Projekte ausgezeichnet. Projekte konnten in folgenden Kategorien eingereicht werden:

  • Gebäude/Energie
  • Grünräume
  • Mobilität
  • Abfall- und Ressourcenmanagement sowie nachhaltige Beschaffung
  • Ernährung
  • Kommunikation und Bewusstseinsbildung
     

Bewertung der eingereichten Projekte

Die eingereichten Projekte wurden von einer Expertenjury, bestehend aus Fachexpertinnen und -experten aus den Bereichen Klima und Gesundheit, bewertet. Folgende Kriterien wurden dabei zur Bewertung herangezogen:

  • Beitrag zum Klimaschutz / Ausmaß der erzielten Treibhausgasreduktion
  • Innovationscharakter und langfristige Wirkung der gesetzten Maßnahme(n)
  • Reproduzierbarkeit der gesetzten Maßnahmen und Bereitschaft zum Wissenstransfer
  • Beitrag zur Gesundheitsförderung
     

Preisverleihung

Die prämierten Projekte wurden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 20. November 2023 in den Räumlichkeiten des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz durch Herrn Bundesminister Johannes Rauch ausgezeichnet. Alle prämierten Projekte wurden mit einem Zertifikat gewürdigt und mit einem anerkenneden Preisgeld in der Höhe von 1.500 € prämiert.

Preisverleihung des Awards

Fotos: (c) Inés Bacher
 

Ausgezeichnete Projekte

Kategorie Gebäude & Energie

  • Nachhaltige Gesundheit in Breitenfurt (PräHab-Zentrum Breitenfurt)
    Im Zuge der Planung eines großen Umbaus eines ehemaligen Betriebsgebäudes hat das PräHab-Zentrum Breitenfurt zahlreiche Maßnahmen zum nachhaltigen Umgang mit Energie und Wasser geplant und umgesetzt. Teil der Maßnahmen sind eine Photovoltaikanlage, eine Wärmepumpe, eine Regenwasserzisterne für WC-Anlagen und Grünflächenversorgung als auch Dachbegrünung. Bisher konnten bereits 15.000 kg CO2e eingespart werden.
    PräHab Breitenfurt
     
  • Bewegungsmeldung für OP-Lüftung (AUVA-Unfallkrankenhaus Klagenfurt am Wörthersee)
    Um die Operationssäle nicht rund um die Uhr lüften zu müssen, hat das AUVA Klagenfurt in den Bedien-Tableaus Bewegungsmelder verbaut, welche die Raumbelüftung steuern. Durch diesen leicht umsetzbaren Schritt können rund 80.000 kWh an elektrischer Energie pro Jahr eingespart werden.
    Projektteam des AUVA UKH Klagenfurt
     
  • Einsatz der Holzbauweise im Krankenhausbau (LKH Graz II, Standort Süd, KAGes)
    Die KAGes setzt besonders im Bereich der psychiatrischen Versorgung auf den verstärkten Einsatz des „steirischen“ Holzes als Baustoff. Bisher wurden bereits drei Krankenhausgebäude in Holzbauweise umgesetzt und durch das verbaute Holzvolumen konnten gegenüber einer konventionellen Bauweise rund 5.880 Tonnen CO2e eingespart werden. Weiters wurden die Gebäude über die gesetzliche Vorgabe hinaus gedämmt und luftdichter ausgeführt und eine Grundwasserwärmepumpen angeschafft.
    LKH Graz II, Gebäude in Holzbauweise
     

Kategorie Grünräume

  • Orthopädisches Spital Speising lebt Natur (Orthopädisches Spital Speising)
    Das Orthopädische Spital Speising trägt mit der Grünraumgestaltung sowohl zur Bindung und damit Reduktion von Treibhausgasen als auch zum Schutz der Biodiversität bei. Es werden artenreiche Blühflächen für Insekten angelegt, Insektenhotels angebracht als auch Bienenstöcke aufgestellt. Damit trägt dieses Projekt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern auch zur Förderung der Artenvielfalt und des Wohlbefindens aller Patient:innen und Mitarbeiter:innen.

     
  • Bewohner*innen blühen auf! (Haus St. Louise - Barmherzige Schwestern Pflege GmbH)
    Im Alten- und Pflegeheim Haus St. Louise in Maria Anzbach werden zahlreiche Maßnahmen gemeinsam mit den ca. 100 Bewohner*innen umgesetzt. Zu den Maßnahmen gehören Baumpatenschaften, Blühwiesen, Kräutergärten, bauen und aufstellen von Insektenhotels bzw. Nistkästen und das gemeinsame Verarbeiten der geernteten Kräuter und Früchte. Damit fördert dieses Projekt den Klimaschutz, die Artenvielfalt und das Wohlbefinden der Bewohner:innen.

     
  • Gebäude- und Parkanlage (BVAEB Gesundheitseinrichtung Josefhof)
    Im Rahmen einer Neuerrichtung der Gesundheitseinrichtung Josefhof von 2016-2019 wurde eine Holzmodulbauweise aus heimischem Holz verwendet. Zudem hat die Einrichtung Dachflächen, Atrien und Innenhöfe komplett begrünt, Teiche angelegt und Blühwiesen mit natürlicher Aussaat eingerichtet. Durch die Holzbauweise wurde ein großer Anteil an Treibhausgas-Emissionen vermieden und die Begrünung von Außenflächen trägt zu Klima- und Artenschutz bei.

     

Kategorie Mobilität

  • Kostenlose An- und Abreise zur und von der Ordination mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Dr. Laufenböck)
    Die Augenordination Dr. Laufenböck betreut ca. 10.000 Patient:innen, welche häufig mit dem Auto zu ihren Terminen anreisen. Daher hat die Ordination eine Kooperation mit dem Verkehrsverbund Vorarlberg und der ÖBB gestartet. Die Patient:innen können mit App-Unterstützung ihre Termin-Erinnerungs-SMS bei den Verkehrsbetrieben vorzeigen, und dieses wird dann als Fahrschein anerkannt. Die Kosten dafür trägt zur Gänze die Ordination Dr. Laufenböck.
     
  • Umweltfreundliche Mitarbeiter:innenmobilität (LKH Graz, KAGes)
    Das LKH Uniklinikum Graz setzt sich seit Jahren zur Verringerung der Treibhausgase im Bereich Mobilität bei Mitarbeiter:innen ein. So gibt es 1.550 geförderte Jobtickets, eine Bike2Work-Kampagne, eine app-basierte Team-Challenge und seit 2021 werden Mitarbeiter:innen (E)-Räder zur Verfügung gestellt, für die sie drei Jahre lang ein Nutzungsgeld bezahlen und welches sie anschließend behalten können. Bisher konnten 32.354 kg CO2e eingespart werden.

     
  • Bezirkskrankenhaus Kufstein goes Mobilitätsforum und WIR sind Klimabündnis (Bezirkskrankenhaus Kufstein)
    Das Bezirkskrankenhaus Kufstein hat ein betrieblichen Mobilitätsmanagements zur Reduktion von Individualverkehr etabliert. Unter anderem wurden folgende Maßnahmen umgesetzt: Einführung der Ummadum-App, Einführung eines kostenlosen Bahnhof-Shuttles für Mitarbeiter:innen, Errichtung  verschließbarer Radabstellplätze, Installierung eines Abfahrmonitorings für ÖPNV, Ernennung eines „Mobilitätsbeauftragten“ sowie die Teilnahme an der Aktion „Tirol radelt“.

     

Kategorie Ernährung

  • Veggie-Switch (AUVA-Unfallkrankenhaus Klagenfurt am Wörthersee)
    Seit Anfang des Jahres hat das UKH Klagenfurt am Wörthersee den "Veggie-Switch" eingeführt Dies bedeutet, dass in den Speiseplänen der Mitarbeiter:innen und Patient:innen die vegetarischen Menüs an erster Stelle zur Auswahl gestellt werden. Im Vergleichszeitraum wurden damit deutlich mehr vegetarische Menüs bestellt und der Anteil von fleischlosen Menüs ist bei der Mitarbeiter:innen verköstigung von 36 % auf 45 % gestiegen. Es konnten bereits 2.140 kg CO2e eingespart werden.

     
  • Die Lebensmittelrettung (AUVA-Unfallkrankenhaus Klagenfurt am Wörthersee)
    Das AUVA-Unfallkrankenhauses Klagenfurt strebt eine vollständige Vermeidung von Überproduktion sowie Lebensmittelverschwendung an. Portionsgrößen und -anzahl werden exakt auf den tatsächlichen Bedarf angepasst. Durch die Cook&Chill-Produktion (Produktion und unmittelbarer Kühlung) werden nur Speisereste entsorgt, die an Patient:innen ausgespeist, aber nicht konsumiert wurden. Bisher konnten 16.462 kg CO2e eingespart werden.

     
  • Gesund Regional Saisonal 2.0 (LKH Graz, KAGes)
    Das LKH-Univ. Klinikum Graz setzt bei der Verpflegung auf mehrere Maßnahmen. So wird regional und saisonal eingekauft und Speisepläne danach ausgerichtet, der Einsatz von Kalbfleisch reduziert, ein vegetarischer Tag pro Woche eingeführt, die Portionsgröße frei wählbar zur Verfügung gestellt und es werden Reste vermieden. Seit 2016 wurde der Fleischkonsum um 30%, reduziert und die jährlichen Treibhausgasemissionen durch Fleischprodukte damit um 40% bzw. 648 t CO2e verringert.

     

Kategorie Abfall-/Ressourcenmanagement und nachhaltige Beschaffung

  • Explantate Recycling: Vom Medizinprodukt zum Sekundärrohstoff (Orthopädisches Spital Speising)
    Es werden Explantate wie Titanplatten, künstliche Hüften und Schrauben mit Zustimmung der Patient:innen gesammelt und in der hauseigenen Sterilisation gereinigt. Die Explantate bestehen häufig aus hochwertigen Metallen wie Titan, Eisen, Aluminium oder Edelstahl. Die gesammelten Explantate werden von einem Recyclingunternehmen übernommen und verbleiben somit im Stoffkreislauf. In drei Monaten konnten bereits 140 Kilogramm an Explantaten gesammelt werden – Tendenz steigend.

     
  • Nachhaltige interdisziplinäre Gemeinschaftspraxis (Institut Gesünder Leben)
    Das Institut Gesünder Leben, bemüht sich als interdisziplinäre Gemeinschaftspraxis seit 2005 alle Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Im Rahmen einer zentralen Beschaffung wird nachhaltiger eingekauft und das digitale Ablagesystem minimiert den Papierverbrauch. Die gesamte EDV besteht aus refurbished Hardware und Geräte werden primär repariert. Ist dies nicht möglich, gelangen diese Geräte über "PCs für alle" zurück in den Kreislauf. Bisher konnten dadurch 20.000 kg CO2e eingespart werden.

     
  • Narkosegasrecycling (LKH Villach, KABEG)
    Das LKH Villach ist das erste Krankenhaus in Österreich, welches ein Narkosegasrecycling eingeführt hat. Um Operationen klimafreundlicher zu machen hat das interdisziplinäre Green Team des LKH Villach dafür gesorgt, dass die Narkosemaschinen in den Operationssälen mit smarten und tauschbaren Aktivkohlefiltern ausgestattet werden. Dadurch wird das inhalative, stark klimaschädliche Anästhetikum „Sevofluran“ direkt adsorbiert. Bisher konnten damit 20.000 kg CO2e eingespart werden.

     

Kategorie Kommunikation & Bewusstseinsbildung

  • KAGes-Klima- und Energiestrategie PROKlima+ (KAGes)
    Mit der im Jahr 2020 beschlossenen Klima- und Energiestrategie PROKlima+ war die KAGes der erste öffentliche Krankenhausträger mit dem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden. Durch die Umsetzung bis 2025, werden jährlich mindestens 4.785 Tonnen CO2e eingespart. In ca. 18 Monaten erarbeiteten 45 Mitarbeitende 77 quantifizierte Energie- und Klimaziele mit praxisorientierten Maßnahmenvorschlägen, für die mit wissenschaftlicher Unterstützung die Klimarelevanz berechnet wurde.

     
  • KlimaSTYLE – die KAGes Inititiative für mehr Klimaschutz (KAGes)
    Die KAGes hat, um das Bewusstsein in Bezug auf Klimawandel und Gesundheit aller im Spital arbeitenden Menschen und Patient:innen zu stärken, die Aktion „KlimaSTYLE“ gestartet. Neun Themenbereiche (u.a. Heizen, Strom, Fahren) wurden einprägsam aufbereitet und über verschiedene Medienkanäle (u.a. Videos, Printmedien, Präsenzaktionen) transportiert. Rund 18.000 Mitarbeiter:innen und 1,2 Millionen Patient:innen pro Jahr wurden erreicht und ca. 9.000 t CO2e konnten dadurch eingespart werden.

     
  • Die Biotheke! Nachhaltig gut beraten (Apotheke an der Wien)
    Die „Biotheke“ ist ein Konzept der Apotheke an der Wien, um den Nachhaltigkeitsgedanken und die Gesundheit zu fördern. So wurden Informationen über klimabedingte Nebenwirkungen der Medikamente in das Softwaresystem eingearbeitet um Kund:innen zu den Themen klimabedingte Erkrankungen und hitzekritischen Medikamenten besser beraten zu können. Zusätzlich zu Beratungsgespräche wird dieses Wissen auch über Social Media, Webinare und eine Kundenzeitung vermittelt.

Best Practice Award "Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen" 2024

Best Practice Award "Klimafreundliche Gesundheitseinrichtungen" wird auch im Jahr 2024 ausgeschrieben werden. Alle Informationen dazu finden Sie zeitgerecht an dieser Stelle.